Zur Bestandsaufnahme der Belastungssituation in Innenräumen durch VOC und zur
Beobachtung langfristiger Konzentrationsveränderungen dieser VOC wurden 744 Indoor-
Messungen aus dem Zeitraum von November 1988 bis Oktober 1999 herangezogen. Bei diesen
Untersuchungen wurden bis zu 110 Einzelverbindungen statistisch ausgewertet. Die
Messungen wurden vorwiegend in Wohnungen und zu einem geringen Teil in öffentlichen
Räumen des Großraums Berlin auf Anforderung der Bewohner oder Nutzer durch den
gemeinnützigen Verein B.A.U.CH. e.V. vorgenommen.
Den größten Anteil am VOC-Gemisch in den untersuchten Räumen hatten die
Verbindungsklassen der Alkane, Aromaten, Alkohole, Aldehyde und Terpene, während
Glykolverbindungen, Ester, Ketone, Siloxane und chlorierte Kohlenwasserstoffe bei der
Mehrzahl der Messungen nicht oder nur in geringeren Konzentrationen bestimmt werden
konnten. Durch hohe Medianwerte fielen Formaldehyd (38 µg/m3), Hexanal
(34 µg/m3), Toluol (28 µg/m3), n-Butanol (27µg/m3)
und alpha-Pinen (13 µg/m3) auf.
Innerhalb des 10-jährigen Untersuchungszeitraums konnten bei Benzol, Toluol und 1,1,1-
Trichlorethan signifikante Konzentrationsabnahmen beobachtet werden. Zu signifikanten
Konzentrationszunahmen kam es bei den alpha- und beta-Pinen, delta-3-Caren, Limonen
und 1,2-Propylenglykolmonomethylether.
Abstract To evaluate the contamination of indoor air by volatile organic compounds (
VOC) and to detect possible long-term changes of VOC-concentrations in indoor air 744
indoor air analyses were performed between November 1988 and October 1999. The
measurements which comprised up to 110 VOC, were analysed statistically. The majority
of the analysed rooms were private homes, but some public rooms as offices, schools
and hospitals were also included. The measurements were performed on request of the
inhabitants or users by B.A.U.CH. e.V..
In the rooms under study aliphatic and aromatic hydrocarbons, alcohols, aldehydes and
terpenoic compounds were the most important components of the VOC-mixture, while
glycols, ketones, siloxanes and chlorinated hydrocarbons could not be detected in the
majority of the measurements. The highest median levels reached formaldehyde
(38 µg/m3), hexanal (34 µg/m3), toluene (28 µg/m3), n-
butanol (27 µg/m3) and alpha-pinene (13 µg/m3).
Concerning benzene, toluene and 1,1,1-trichlorethane significant decreases of indoor
air concentrations were observed during the period of investigation. The siloxane
concentrations decreased since 1997, whereas alpha- and beta-pinene, delta-3-carene,
limonene and 1,2-propylene glycol monomethylether significantly increased in
concentration.
Zu den in der Innenraumluft nachweisbaren VOC gehören weit über hundert
Verbindungen, die aus verschiedenen Quellen in die Raumluft emittiert werden. Es ist
zu erwarten, daß sich die Zusammensetzung des in der Innenraumluft beobachteten VOC-
Gemisches über Jahre hinweg ändert. Als Ursache hierfür kommen ein geändertes
Konsumverhalten der Bewohner, beispielsweise beim Möbelkauf oder bei der Auswahl von
Anstrichstoffen, und die Substitution von Verbindungen mit nachgewiesener und
vermuteter toxikologischer Relevanz in Frage. Eine Beurteilung der aktuellen Belastung
der Bevölkerung durch VOC in der Innenraumluft ist somit nur möglich, wenn fortlaufend
die VOC-Konzentrationen in möglichst vielen Gebäuden ermittelt werden. Idealerweise
sollten diese Messungen in einer für das Bundesgebiet repräsentativen Stichprobe
erfolgen.
Da die Untersuchung einer repräsentativen Stichprobe mit einem großen finanziellen
und organisatorischen Aufwand verbunden ist, wurde bislang in der Bundesrepublik
Deutschland mit dem 1. Umwelt-Survey 1985/86 [1] lediglich eine Studie dieser Art
durchgeführt, deren Ergebnisse bis zum heutigen Zeitpunkt als Referenzwerte zur
Beurteilung von möglichen Belastungssituationen durch VOC in Innenräumen herangezogen
werden. Da die Messungen des 1. Umwelt-Surveys aber mittlerweile 15 Jahre zurückliegen,
ist davon auszugehen, daß es zwischenzeitlich zu Veränderungen des VOC-Gemisches in
Innenräumen gekommen ist [2]. Diese Veränderungen im Rahmen einer repräsentativen,
prospektiven Studie zu verfolgen, wäre allein aufgrund der zeitlichen Ausdehnung mit
einem großen finanziellen Aufwand verbunden gewesen. Im Rahmen dieser Untersuchung
wurde daher auf bereits bestehende Meßdaten eines Berliner Analyselabors aus den
Jahren 1989 bis 1999 zurückgegriffen. Wichtigstes Ziel war hierbei eine
Bestandsaufnahme der in den beprobten Räumen beobachteten VOC-Konzentrationen.
Weiterhin sollte festgestellt werden, ob es in diesem Zeitraum zu einer Veränderung
des Spektrums der in der Innenraumluft auftretenden VOC und deren Konzentrationen kam.
Die im Rahmen dieser Studie analysierten Meßdaten wurden vom Berliner Analyselabor
B.A.U.CH. (Beratung und Analyse - Verein für Umweltchemie) erhoben. Die Messungen
erfolgten auf Anforderung durch die Bewohner oder Benutzer sowohl in Wohnräumen als
auch in öffentlich genutzten Räumen, jedoch nicht in den Innenräumen von
Kraftfahrzeugen oder anderen Verkehrsmitteln. Insgesamt wurden 744 Innenräume beprobt.
Die überwiegende Mehrheit der untersuchten Räume (642) befand sich in Berlin. Der Rest
der Meßdaten stammt größtenteils aus dem Umland Berlins.
Die Probenahme erfolgte in 519 Fällen aktiv mit Aktivkohleröhrchen vom Typ NIOSH und
vom Typ Anasorb 747 bei einem Volumenstrom von 2 l/min und unterschiedlicher Dauer
durch Mitarbeiter von B.A.U.CH. 225 Räume wurden passiv mit Hilfe von ORSA-
Passivsammlern beprobt. Die Dauer der passiven Probenahme betrug in der Regel zwischen
ein und zwei Wochen. Die unterschiedlichen Probenahmestrategien wurden bei der
statistischen Auswertung erfaßt.
Die meisten VOC wurden von den NIOSH-Aktivkohleröhrchen mit 1 ml Schwefelkohlenstoff (
CS2), von den ORSA-Passivsammlern mit 2 ml CS2 desorbiert. Glykole und Glykolderivate
wurden mit entsprechenden Mengen eines Gemisches aus Methanol und Dichlormethan (95:5
v/v) von Anasorb 747 eluiert.
Die gaschromatographische Trennung erfolgte an einer Fused-Silica-Kapillarsäule (50m
HP Ultra 2, i.D. 0,2 mm, Filmdicke 0,33 µm). Die Identifizierung und Quantifizierung
geschah durch einen massenselektiven Detektor (HP5971) mit internen, z.T. deuterierten
Standards.
Das Spektrum der analysierten Verbindungen war im Lauf des Untersuchungszeitraums
aufgrund des Auftretens neuer lufthygienisch relevanter Verbindungen mehreren
Änderungen unterworfen. Dadurch hat die Anzahl der untersuchten Verbindungen
zugenommen.
Die statistische Auswertung der Meßergebnisse erfolgte mit Hilfe des Statistikpakets
SPSS 9.0 für Windows. In den Fällen, bei denen die Konzentration einer Verbindung
unterhalb der Bestimmungsgrenze lag, wurde bei den meisten Verbindungen der 0,5-fache
Wert der Bestimmungsgrenze eingesetzt. Da über die Verteilung der tatsächlichen
Konzentrationen unterhalb der Bestimmungsgrenze naturgemäß keine Aussage getroffen
werden kann, wird eine Gleichverteilung zugrundegelegt, die zu einem mittleren Wert (=
0,5-faches der Bestimmungsgrenze) führt. Dieses Vorgehen wirkt sich bei Verbindungen
mit vergleichsweise hoher Bestimmungsgrenze nicht unerheblich auf die Summenparameter
aus. Daher wurde bei Verbindungen, deren Bestimmungsgrenze größer als 5 µg/m3 (
Ethylenglykol, Diethylenglykol, Diethylenglykolmonoethylether) ist, nur der 0,3-fache
Wert der Bestimmungsgrenze eingesetzt. Diese Vorgehensweise weicht vom 1. Umwelt-
Survey [1] ab, in dem bei Konzentrationen unterhalb der Bestimmungsgrenze stets das 0,
7-fache der Bestimmungsgrenze eingesetzt wurde.
Um die Verteilung der Meßergebnisse und ihre zentrale Tendenz beschreiben zu können, wurden für alle VOC und Summenparameter die folgenden Lagemaße ermittelt:
|
|
Auf die Bestimmung des geometrischen Mittels wurde verzichtet, da dieses Maß zwar
im Gegensatz zum arithmetischen Mittel relativ robust gegenüber Extremwerten ist, sich
aber nicht sinnvoll als zentrale Tendenz von Meßwerten interpretieren läßt, da es
aufgrund seiner Definition als n-te Wurzel aus dem Produkt der Ergebnisse von n
Messungen eher zur Ermittlung mittlerer Faktoren (Zuwachsraten, Zinsen, etc.) geeignet
ist [3].
Die graphische Darstellung der Ergebnisse erfolgt mit Hilfe von Boxplots. Hierbei
wurde der Meßwertbereich, der innerhalb des Interquartilabstandes (IQR) liegt, als
rechteckige Box gezeichnet. Der Median wurde innerhalb dieser Box als durchgezogene
schwarze Linie markiert. Von der Box gehen zu beiden Seiten hin Linien ab, die alle
Meßwerte repräsentieren, die bis zum 1,5-fachen des IQR ober- oder unterhalb der Box
liegen. Werte, deren Distanz zur Box mehr als das 1,5-fache des IQR beträgt, wurden
mit einem punktförmigen Symbol einzeln markiert.
Die erhaltenen Daten wurden aufgrund ihrer Verteilungsstruktur mit nichtparametrischen
Testverfahren (U-Test nach Mann und Whitney; H-Test nach Kruskal-Wallis) hinsichtlich
signifikanter Unterschiede überprüft.
In Abb. 1 werden die Boxplots für die Summenkonzentrationen der jeweiligen
Verbindungsklassen vorgestellt. Es ist zu erkennen, daß Aromaten und Terpene einen
großen Anteil an der Gesamtbelastung der Innenraumluft mit VOC haben. Aufgrund der bei
dieser Studie vorliegenden Datenlage mit extrem rechtsschiefen Verteilungen war es
allerdings nicht möglich, Ausreißer in die graphischen Darstellungen aufzunehmen.
Einwertige Alkohole und höhere Aldehyde wurden ebenfalls in hohen Konzentrationen
ermittelt. Allerdings ist bei den letztgenannten beiden Verbindungsklassen eine
Bewertung aufgrund des geringen Stichprobenumfangs nur eingeschränkt möglich.
Niedrigere Summenkonzentrationen wurden bei Alkanen sowie Glykolen und Glykolethern
beobachtet.
Abb. 1: Konzentrationsverteilungen für die
Summenparameter der Verbindungsklassen
In Tab. 1 werden für alle untersuchten Verbindungen die statistischen Kennwerte
vorgestellt. Bei den Aliphaten überwogen die leicht- bis mittelflüchtigen Verbindungen
n-Heptan, n-Nonan, n-Decan, n-Undecan, n-Dodecan und Cyclohexan. Die durchgehend
höchsten Meßwerte wurden bei n-Decan und n-Undecan beobachtet, deren arithmetische
Mittelwerte 23 bzw. 19 µg/m3 (Median: jeweils 3 µg/m3) erreichen.
Alkene waren in der überwiegenden Mehrzahl der durchgeführten Messungen in der
Raumluft nicht nachweisbar. Bei der Gruppe der weiteren ungesättigten
Kohlenwasserstoffe konnte trimeres Isobuten regelmäßig nachgewiesen werden. Die
Verbindungen 4-Vinylcyclohexen und 4-Phenylcyclohexen wurde dagegen nur in wenigen
Fällen (n = 4) gefunden.
Die dominierende aromatische Verbindung war Toluol mit einem Median von
28 µg/m3 und einem arithmetischen Mittel von 118 µg/m3. Weitere
Verbindungen mit hohen Medianen sind m/p-Xylol (8 µg/m3), 1,2,4-
Trimethylbenzol (4 µg/m3), Benzol (3 µg/m3), Ethylbenzol
(3 µg/m3) und 3/4-Ethyltoluol (3 µg/m3). Benzol als
lufthygienisch bedeutsame Verbindung trat in 90% aller Fälle in Konzentrationen unter
10 µg/m3 auf. Allerdings wurden in Einzelfällen sehr hohe
Benzolkonzentrationen (Maximum: 2049 µg/m3) bestimmt.
Chlorierte Kohlenwasserstoffe (CKW) waren bei der Mehrzahl der Messungen nicht
nachweisbar. Häufiger und in höheren Konzentrationen wurden bei den verbleibenden
Messungen 1,1,1-Trichlorethan, Trichlorethen und Perchlorethen beobachtet, wobei 1,1,
1-Trichlorethan bei allen Perzentilwerten die höchsten Konzentrationen erreichte.
Aus der Klasse der Terpene wurden alpha-Pinen, delta-3-Caren und Limonen in den
höchsten Konzentrationen bestimmt. Diese Verbindungen konnten auch bei der
überwiegenden Mehrzahl der Messungen nachgewiesen werden. Sie erreichten im Median
Konzentrationen zwischen 4 µg/m3 (delta-3-Caren) und 13 µg/m3 (
alpha-Pinen). Die Maxima aller drei Verbindungen lagen z.T. deutlich über
1.000 µg/m3.
Einwertige Alkohole wurden erst seit Ende 1998 in die Untersuchung miteinbezogen,
daher ist der Stichprobenumfangs (n = 26) gering. Die dominierende Verbindung ist n-
Butanol, das bei über 85% der Messungen bestimmt wurde (Median: 27 µg/m3).
Dieser Wert wurde nur von wenigen anderen VOC (Toluol, Hexanal, Formaldehyd)
übertroffen. Die für Isobutanol und Ethylhexanol bestimmten Konzentrationen lagen
deutlich unter den n-Butanolkonzentrationen. Doch auch diese beiden Verbindungen
wurden bei über 60% der Messungen nachgewiesen. Die Mediane für Isobutanol und
Ethylhexanol betrugen 9 bzw. 5 µg/m3.
Bei den Estern einwertiger Alkohole wurden die höchsten Konzentrationen für
Ethylacetat und n-Butylacetat bestimmt. Diese Verbindungen konnten in der Mehrzahl
der Messungen nachgewiesen werden. Ihre Mediane betrugen 6 bzw. 4 µg/m3.
Die Mehrzahl der Glykolderivate konnte nur sporadisch nachgewiesen werden, erreichte
dann aber z.T. hohe Konzentrationen. Alle Mediane lagen unter den Bestimmungsgrenzen.
Mitverantwortlich für diesen Umstand waren die bei einigen Verbindungen sehr hohen
Bestimmungsgrenzen. Am häufigsten konnten 1,2-Propylenglykolmonomethylether
(1,2-PGMM), Propylenglykolmonobutylether (PGMB) und Ethylenglykolmonobutylether (EGMB)
nachgewiesen werden. Die 95-Perzentilwerte für diese Verbindungen betrugen 45, 52
und 70 µg/m3. Seltener wurden Propylenglykolmonobutylether (PGMB),
Diethylenglykolmonobutylether (DEGMB), Ethylenglykolmonophenylether (EGMP),
Propylenglykolmonophenylether (PGMP) und Tripropylenglykolmonobutylether (TPGMB) in
der Luft der untersuchten Räume gefunden. Allerdings erreichten diese Verbindungen z.
T. höhere Konzentrationen als die oben genannten Verbindungen mit 95-Perzentilwerten
zwischen 52 µg/m3 (PGMB) und 112 µg/m3 (EGMP).
Glykoletherester waren bei mehr als der Hälfte der Messungen nicht nachweisbar. Am
häufigsten traten Propylenglykolmonomethyletheracetat (PGMMA) und Texanol auf, die
bei ca. 40 % der Messungen gefunden wurden. Die 95-Perzentilwerte lagen bei 63 bzw.
91 µg/m3.
Höhere Aldehyde fanden erst 1998 Eingang ins Meßprogramm. Seither konnten sie in der
Mehrzahl der beprobten Räume nachgewiesen werden. Auffällig sind die hohen
Konzentrationen von Hexanal (Median: 34 µg/m3). Doch auch die weiteren
Verbindungen erreichten mit Medianen zwischen 5 µg/m3 (Heptanal) und 17
µg/m3 (Nonanal) hohe Werte. Aus der Klasse der Ketone war
Methylethylketon (MEK) am häufigsten nachweisbar (Median 3 µg/m3).
Alle drei untersuchten Cyclosiloxane konnten bei mehr als der Hälfte der Messungen
nicht nachgewiesen werden. Auffallend ist, daß die gemessenen
Raumluftkonzentrationen mit steigender Molekülgröße zunahmen. Die arithmetischen
Mittelwerte reichten von 1 µg/m3 bei Hexamethylcyclotrisiloxan (= d3) bis
7 µg/m3 bei Decamethylcyclopentasiloxan, (= d5). Trotz ihrer recht
geringen Flüchtigkeit erreichten Octamethylcyclotetrasiloxan und
Decamethylcyclopentasiloxan Maximalkonzentrationen von 374 bzw. 168 µg/m3.
Von den aromatischen Verbindungen zeigte Benzol am deutlichsten eine signifikant
abnehmende Tendenz im Beobachtungszeitraum (siehe Abb. 2). Die Medianwerte sanken von
8 µg/m3 im Jahr 1989 auf 2 µg/m3 in den Jahren 1998 und 1999.
Für andere Perzentilwerte ergab sich eine ähnliche Entwicklung. Hervorzuheben ist
allerdings die Tatsache, daß in den Jahren 1998 und 1999 in Einzelfällen deutlich
höhere Benzolkonzentrationen als in den Vorjahren gemessen wurden.
Abb. 2: Entwicklung der Benzolkonzentrationen zwischen 1989 und 1999
Benzol zeigte als einzige Verbindung einen Jahresgang mit Konzentrationsmaxima in den
Wintermonaten und Konzentrationsminima im Sommerhalbjahr (siehe Abb. 3). Zudem konnte
bei Benzol ein deutlicher Zusammenhang zwischen den gemessenen Raumluftkonzentrationen
und dem Verkehrsaufkommen im Umfeld des beprobten Raumes festgestellt werden: Die
Meßwerte stiegen mit steigendem Verkehrs-aufkommen signifikant an.
Abb. 3: Jahresgang der Benzolkonzentrationen
Auch bei Toluol war eine Abnahme der gemessenen Konzentrationen feststellbar.
Allerdings schwankten die Toluolkonzentrationen in den einzelnen Jahren
vergleichsweise stark, so daß der Rückgang nicht stetig erfolgte.
In der Klasse der chlorierten Kohlenwasserstoffe ließ sich für 1,1,1-Trichlorethan ein
signifikanter Rückgang der gemessenen Konzentrationen beobachten (siehe Abb. 4).
Auffällig ist ein deutlicher Einbruch ab dem Jahr 1992.
Abb. 4: Entwicklung der 1,1,1-Trichlorethankonzentrationen zwischen 1990 und 1999
Signifikante Konzentrationsunterschiede wurden bei den Terpenen alpha-Pinen, beta-
Pinen, delta-3-Caren, Limonen sowie bei der Summe der Terpene beobachtet. Dabei ließ
sich für alle erwähnten Verbindungen über den Beobachtungszeitraum ein unterschiedlich
stark ausgeprägter Anstieg der gemessenen Konzentrationen feststellen. Allerdings kam
es bei diesen Verbindungen in aufeinander folgenden Jahren zu starken Schwankungen, v.
a. im dritten und vierten Quartil der Verteilungen. Da aufgrund der starken
Schwankungen zwischen einzelnen Jahren eine langjährige Tendenz nicht eindeutig zu
erkennen war, wurden die in den Jahren 1989 bis 1994 gemessenen Konzentrationen denen
der Jahre 1995 bis 1999 gegenübergestellt. Hier zeigten der Mann-Whitney U-Test und
der Kolmogoroff-Smirnov Z-Test für alle oben genannten Verbindungen signifikante
Unterschiede zwischen den beiden Gruppen an (siehe Abb. 5).
Abb. 5: Entwicklung der Konzentrationen ausgewählter Terpenverbindungen zwischen
1989 und 1999
Bei den untersuchten Glykolverbindungen fielen nur bei 1,2-
Propylenglykolmonomethylether (1,2-PGMM) signifikante Konzentrationsänderungen auf.
Diese Verbindung wurde aber erst ab 1996 regelmäßig untersucht. Seither wurden stetig
steigende Konzentrationen beobachtet (siehe Abb. 6).
Abb. 6: Entwicklung der Konzentrationen von 1,2-Propylenglykolmonomethylether
(1,2-PGMM) zwischen 1996 und 1999
Zum Vergleich der erhobenen Daten stehen in der BRD leider nur wenige Studien zur Verfügung: Dies ist der 1. BGA-Umwelt-Survey aus den Jahren 1985 und 1986 [1] und Ergebnisse einer Untersuchung der Gesellschaft für Umweltchemie mbH (GfU München) aus den Jahren 1995 bis 2000 [4]. Hinsichtlich eines Vergleichs mit diesen Studien ist zu beachten, daß sie sich hinsichtlich des Studiendesigns z.T. wie folgt unterscheiden: [1] gaben einen repräsentativen Überblick über die Belastung von Innenräumen mit VOC bei üblicher Nutzung in der BR Deutschland. Dazu wurden 479 Wohnungen im gesamten Bundesgebiet ausgewählt, bei denen keine Beschwerden seitens der Bewohner vorlagen. Die Probenahme erfolgte durchweg mit Passivsammlern, die jeweils 14 Tage exponiert wurden. Im Gegensatz hierzu erfolgten die Messungen der GfU ähnlich wie die von B.A.U.CH. durchgeführten Analysen auf Anforderung von Bewohnern bzw. Nutzern der beprobten Räume. Hierbei ist jedoch zu beachten, daß der Anteil gewerblicher Räume bei den Untersuchungen der GfU deutlich größer war als bei den von B.A.U.CH. durchgeführten Messungen. Insgesamt wurden von der GfU 779 Räume im süddeutschen Raum erfaßt, wobei jeweils 60 bis 110 VOC bestimmt wurden. Die Probenahme erfolgte aktiv mit Aktivkohle oder Anasorb 747 als Adsorbentien [4]. Aufgrund der genannten Unterschiede ist eine vergleichende Diskussion nur mit Einschränkungen möglich. In Tab. 2 werden die Ergebnisse gegenübergestellt, wobei nur Verbindungen aufgenommen wurden, die von mindestens einer der beiden genannten Untersuchungen erfaßt wurden.
Im Vergleich zu den Ergebnissen des BGA fallen unterschiedliche Verteilungen auf.
Der Median liegt in der vorliegenden Studie bei allen Verbindungen unter den
entsprechenden Werten der BGA-Studie, während die 95-Perzentilwerte des Umwelt-Surveys
1985/86 teilweise erheblich übertroffen werden. Dieses Bild tritt auch bei anderen
klassischen Lösemitteln wie Aromaten und CKW auf. Es ist ein Hinweis darauf, daß die
Konzentrationen dieser Verbindungen in der Innenraumluft binnen der letzten 15 Jahre
im allgemeinen abgenommen haben. Die teilweise stark erhöhten Werte im oberen Zehntel
der Verteilung sind eine Folge des unterschiedlichen Studiendesigns: Da B.A.U.CH.
Messungen nur auf Anforderung der Bewohner durchführte, ist davon auszugehen, daß in
einem begrenzten Anteil der untersuchten Räume tatsächlich außergewöhnlich hohe
Konzentrationen auftraten. Bei der Studie des BGA erfolgte hingegen eine
repräsentative Auswahl der Räume. Außerdem führte B.A.U.CH. bei der Mehrzahl der
durchgeführten Raumluftanalysen eine aktive Probenahme durch, bei der im Vorfeld der
Messungen für 8 bis 12 Stunden die Fenster geschlossen werden (worst case). Im Umwelt-
Survey 85/86 wurden die Räume hingegen unter Nutzungsbedingungen mit Passivsammlern
beprobt. Dies führt bei Luftinhaltsstoffen, deren Quellen im Inneren der Räume liegen,
zu höheren Konzentrationen als bei passiven Probenahmen, bei denen das
Lüftungsverhalten während der Probenahme nicht beeinflußt wird.
Im Vergleich mit den Ergebnissen der GfU fallen Unterschiede für die Extremwerte bei
den kurzkettigen Verbindungen bis hin zum n-Tridecan auf. Hier wurden in der
vorliegenden Untersuchung durchweg höhere 95-Perzentilwerte ermittelt.
Die von B.A.U.CH. und GfU bestimmten Medianwerte für Cycloalkane liegen unter den
Medianwerten des Umwelt-Surveys. Dies deutet darauf hin, daß die Bedeutung dieser
Verbindungen seit Mitte der 80er Jahre abgenommen hat.
Ungesättigte Kohlenwasserstoffe wurden im BGA-Umwelt-Survey nicht erfaßt. 4-VCH und 4-PCH, die als syntheselatextypische Verbindungen gelten, waren auch bei den Messungen der GfU nur in Ausnahmefällen nachzuweisen. [5] weist in diesem Zusammenhang darauf hin, daß diese Ergebnisse im Gegensatz zu den Ergebnissen des Umwelt-Surveys 1990/91 stehen, die allerdings auf personenbezogenen Messungen beruhen [6]. Daher ist davon auszugehen, daß insbesondere bei der Produktion von Schaumrücken für Teppiche mittlerweile weitgehend auf SBR verzichtet wird. Bei trimerem Isobuten, das von den ungesättigten Kohlenwasserstoffen die größte Bedeutung besitzt, liegen die Kennwerte der von B.A.U.CH. durchgeführten Messungen über den von der GfU ermittelten Kennwerten.
Die Kennwerte für Benzol unterschreiten sowohl bei B.A.U.CH als auch bei der GfU
die vom BGA ermittelten Werte. Dies ist eine Folge der Aufnahme von Benzol in die
ChemVerbotsV. Als Hauptquelle des in Innenräumen noch vorhandenen Benzols kommt der
Eintrag von Benzolemissionen des Kfz-Verkehrs aus der Außenluft in Frage. Unterstützt
wird dies durch die Beobachtung, daß die Benzolkonzentrationen in Innenräumen einem
ähnlichen Jahresgang mit Maximum in den Winter- und Minimum in den Sommermonaten
folgen wie die Benzolkonzentrationen in der Außenluft (zu jahreszeitlichen Änderungen
der Benzolkonzentrationen in der Außenluft siehe [7]). Zudem wurden in Rahmen der
vorliegenden Studie in Gegenden mit hohem Verkehrsaufkommen signifikant erhöhte
Benzolkonzentration in den beprobten Räumen festgestellt. Allerdings herrscht noch
Uneinigkeit darüber, ob der Kfz-Verkehr mittlerweile die einzige Quelle von
Benzolkontaminationen der Raumluft ist [8].
Auch bei Toluol, den C8-Aromaten und den C9-Aromaten wurden von B.A.U.CH. und der GfU
meist niedrigere Werte gemessen als im Umwelt-Survey 1985/86. Die Mediane der
Meßreihen von B.A.U.CH. und der GfU erreichen nur noch ungefähr die Hälfte der
Medianwerte des Umwelt-Surveys. [5] führt dies auf die zunehmende Substitution dieser
Verbindungen in Klebstoffen und Anstrichen und auf zwischenzeitliche Produktänderungen
hin zu wasserlöslichen und lösemittelarmen Zubereitungen zurück.
Auch bei den CKW läßt sich die bereits bei den Alkanen und Aromaten beschriebene
Tendenz beobachten, daß bei einem Großteil der von B.A.U.CH. durchgeführten Messungen
niedrigere Konzentrationen gemessen wurden als bei den Messungen, die dem BGA-Umwelt-
Survey zugrunde liegen.
Die von der GfU ermittelten 95-Perzentilwerte liegen nochmals deutlich unter den
Kennwerten, die sich für die Messungen von B.A.U.CH. ergeben. Diese Ergebnisse zeigen
die Auswirkungen von Substitutionsmaßnahmen bei den CKW in den letzten Jahren.
Besonders auffällig ist der starke Rückgang bei den für 1,4-Dichlorbenzol gemessenen
Konzentrationen im Vergleich mit den Daten des Umwelt-Surveys. Eine mögliche Ursache
hierfür ist der Ersatz von 1,4-Dichlorbenzol in Toilettenduftsteinen.
Im Vergleich mit den Ergebnissen des Umwelt-Surveys sind deutlich höhere
Konzentrationen für alpha- und beta-Pinen bei nahezu allen Kennwerten festzustellen.
Bei diesen Verbindungen und bei delta-3-Caren werden auch die Werte der GfU-Studie
übertroffen. Als Ursache für die Unterschiede zwischen den Messungen von B.A.U.CH. und
dem BGA kommt eine verstärkte Anwendung von Weichholz, das in den Sommermonaten
geschlagen und nicht ausreichend lange gelagert wurde, im Bereich der
Innenraumgestaltung in Betracht. Außerdem können diese Ergebnisse auch durch den
verstärkten Einsatz von Terpenen in Naturharzlacken sowie konventionellen Lacken und
Klebern zustande kommen. Bezüglich der Unterschiede zwischen den Meßergebnissen von
B.A.U.CH. und der GfU ist neben dem unterschiedlichen Konsumentenverhalten auch der
Eintrag über die Außenluft in den unterschiedlichen Erhebungsgebieten in Betracht zu
ziehen, da alpha- und beta-Pinen ähnlich wie dalta-3-Caren von Nadelbäumen in starkem
Umfang emittiert werden.
Eine gegenläufige Entwicklung ist bei Limonen zu beobachten. Hier werden die Kennwerte
des Umwelt-Surveys nicht übertroffen. Als Ursache kommt ein zurückgegangener Einsatz
von Haushaltsprodukten, die Limonen enthalten, in Frage.
Für Eucalyptol, Campher und Longifolen ist lediglich ein Vergleich mit der GfU-Studie
möglich. Hier wurden durchweg ähnliche Kennwerte ermittelt. Aufgrund der niedrigen
Konzentrationen spielen diese Verbindungen in den meisten Innenräumen nur eine
untergeordnete Rolle.
Bei den einwertigen Alkoholen sind im Vergleich zum Umwelt-Survey 1985/86 deutlich
höhere Konzentrationen bei allen erfaßten Verbindungen zu beobachten. Dies läßt auf
einen gesteigerten Einsatz dieser Verbindungen in für die Raumluftqualität relevanten
Produkten schließen.
Auch bei Ethylacetat sowie n- und Isobutylacetat läßt sich gegenüber dem Umwelt-Survey
1985/86 ein Anstieg der Konzentrationen beobachten, der durch die Ergebnisse der GfU
bestätigt wird. Als Ursache kommt ein ausgeweiteter Einsatz in Anstrichstoffen und
Klebstoffen in Frage, was sich mit den Angaben der Klebstoffindustrie deckt, wonach
der Einsatz von Estern und Ketonen zwischen 1988 und 1995 um 50 % zugenommen hat [9].
Ursachen hierfür sind die hervorragenden Eigenschaften dieser Verbindungen
hinsichtlich einer Verwendung in Farben und Lacken und ihr im Vergleich zu den
klassischen Lösemitteln noch nicht hinreichend charakterisiertes toxisches
Gefährdungspotential.
Diese Verbindungen wurden im Umwelt-Survey 1985/86 des BGA nicht erfaßt. Im
Vergleich mit der Untersuchung der GfU unterscheiden sich die Kennwerte für die
einzelnen Verbindungen teilweise erheblich. In der vorliegenden Arbeit wurden höhere
Kennwerte für DEGMB, 1,2-Propylenglykol, 1,2-PGMM, PGMB, PGMP sowie für alle
Glykolester bestimmt, wobei die 95-Perzentilwerte der vorliegenden Arbeit um bis zu
800 % (DEGMB) über den von der GfU ermittelten 95-Perzentilwerten liegen. Dagegen
ermittelte die GfU für EGMM, EGMB, EGMP, DEGMM, DEGME sowie der Summe der Glykolether
höhere Werte. Dabei wurden die 95-Perzentilwerte der vorliegenden Untersuchung sogar
bis um das 15-fache (DEGMM) übertroffen [4].
Da der Großteil der von B.A.U.CH. durchgeführten Messungen von Glykolverbindungen
ebenfalls erst ab 1995 stattfand, lassen sich die Unterschiede nicht durch die
unterschiedlichen Erhebungszeiträume erklären. In Frage kommen vielmehr der relativ
geringe Stichprobenumfang der dieser Studie zugrunde liegenden Daten sowie
Unterschiede hinsichtlich der untersuchten Räume, da die GfU überwiegend gewerblich
genutzte Räume untersuchte, während B.A.U.CH. vor allem in Wohnungen Analysen
durchführte. Dass die Unterschiede auch auf den Stichprobenumfang zurückzuführen sind,
wird durch die Ergebnisse einer ebenfalls von B.A.U.CH. zwischen 1997 und 1998
durchgeführten repräsentativen Untersuchung von Glykolverbindungen in 200 Berliner
Wohnungen [10] unterstützt. Hier wurden für die Verbindungen, deren Kennwerte in der
vorliegenden Arbeit die Kennwerte der Untersuchung der GfU übertreffen, erheblich
niedrigere Werte bestimmt, die in der Größenordnung der von der GfU bestimmten
Kennwerte liegen.
Vergleichsdaten des Umwelt-Surveys 1985/86 liegen nur für Formaldehyd und Hexanal
vor. Bei Formaldehyd ist eine leichte Abnahme der Konzentrationen feststellbar. Für
Hexanal hingegen wurden in der vorliegenden Arbeit deutlich höhere Kennwerte als im
Umwelt-Survey bestimmt.
Auch die Daten der GfU bestätigen den Trend zu höheren Hexanalkonzentrationen,
wenngleich hier durchweg geringere Konzentrationen als in der vorliegenden
Untersuchung festgestellt wurden. Auch für die anderen höheren Aldehyde wurden von der
GfU meist niedrigere Kennwerte bestimmt. Dieser Befund kann zum einen mit dem geringen
Stichprobenumfang der vorliegenden Arbeit und den unterschiedlichen Erhebungsgebieten
erklärt werden. Zum anderen kommt der unterschiedliche Erhebungszeitraum in Frage, da
höhere Aldehyde von B.A.U.CH. erst Ende 1998 ins Meßprogramm aufgenommen wurden. Somit
könnten die Ergebnisse auch Folge zunehmender Aldehydkonzentrationen in Innenräumen
ein.
Die in dieser Arbeit ermittelten Kennwerte für Methylethylketon (MEK) und
Methylisobutylketon (MIBK) liegen z.T. deutlich über den Vergleichswerten des Umwelt-
Surveys 1985/86. Dies deutet darauf hin, daß diese beiden Verbindungen in den letzten
15 Jahren vermehrt in Innenräumen eingesetzt wurden, was im Einklang mit dem
verstärkten Einsatz von MEK und MIBK bei der Produktion von Anstrichstoffen steht [9].
Bei MIBK bestätigen die Daten der GfU den in der vorliegenden Studie ermittelten
Trend. Allerdings fällt die Zunahme der Konzentrationen bei den Messungen der GfU
gegenüber dem Umwelt-Survey nicht so stark aus wie in den von B.A.U.CH. beprobten
Räumen. Bei Cyclohexanon treten keine nennenswerten Unterschiede zwischen den
Ergebnissen dieser Arbeit und den von der GfU ermittelten Kennwerten auf.
Für Siloxane liegen keine Vergleichswerte des Umwelt-Surveys 1985/86 vor. Die von der GfU ermittelten Kennwerte bewegen sich im Bereich der in der vorliegenden Arbeit bestimmten Werte. Dies bestätigt die Vermutung, daß nur in wenigen Innenräumen spezifische Siloxanquellen wie bestimmte Möbellacke oder Siloxane freisetzende Dichtmassen verwendet werden.
Ein eindeutiger Trend über den gesamten Untersuchungszeitraum ließ sich für Benzol
feststellen. Die kontinuierliche Verminderung der gemessenen Konzentrationen erfolgt
parallel zum Abfall der Benzolkonzentrationen in der Außenluft [5] und zeigt somit
auch den Einfluß des Herstellungs- und Verwendungsverbots nach GefStoffV, dem Benzol
unterliegt.
Ähnlich deutlich, wenngleich mit größerer Schwankungsbreite, war der
Konzentrationsabfall bei Toluol. Dies deutet darauf hin, daß Toluol ebenfalls
zunehmend substituiert wurde. Trotzdem erreicht Toluol bis heute neben Formaldehyd,
Hexanal und n-Butanol die höchsten Medianwerte der untersuchten VOC, so daß von einem
weiterhin großen Minderungspotential auszugehen ist. Die beobachteten Schwankungen
zwischen einzelnen Jahren sind u.a. auf die Vielzahl von unterschiedlichen Produkten
zurückzuführen, in denen Toluol enthalten ist. Hier bewirkt die Substitution in einem
Produkt noch keine durchgreifende Änderung der gemessenen Raumluftkonzentrationen.
Die sehr abrupte Abnahme der 1,1,1-Trichlorethankonzentrationen ist auf einen Ersatz
dieser Verbindung zurückzuführen. Überraschend ist die starke Verminderung der
Konzentrationen zwischen 1991 und 1992, die als Folge der zum 1.8.1991 in Kraft
getretenen FCKW-Halon-Verbotsverordnung und der Substitution von 1,1,1-Trichlorethan
in Korrekturflüssigkeiten zu sehen ist.
Die im Untersuchungszeitraum gestiegenen Terpenkonzentrationen deuten darauf hin, daß
in dieser Zeit vermehrt terpenhaltige Lacke im Innenraumbereich zum Einsatz kamen.
Eine weitere Ursache kann auch die zunehmende Verwendung von billigem, unsachgerecht
produziertem Massivholz bei Einrichtungsgegenständen und im Innenausbau sein.
Allerdings konnte ein Anstieg der Terpenkonzentrationen nur bei Mittelwertbildung über
zwei Zeitperioden von 1989 bis 1994 und von 1995 bis 1999 beobachtet werden, da die in
den einzelnen Jahren bestimmten Terpenkonzentrationen sehr stark schwankten. Als
Ursache dieser Schwankungen ist u.a. der Eintrag von Terpenen aus der Umgebungsluft in
Betracht zu ziehen, der sowohl von der Lage eines Gebäudes als auch von der Jahreszeit
abhängt.
Signifikante Konzentrationsänderungen konnten bei den Glykolverbindungen nur für
1,2-PGMM festgestellt werden. Leider liegen für diese Verbindung nur Messungen aus den
Jahren 1996 bis 1999 vor. Da aber ein kontinuierlicher Anstieg der bestimmten
Kennwerte zu beobachten ist, kann von einer gestiegenen Bedeutung dieser Verbindung
ausgegangen werden.
Zusammenfassend läßt sich im Vergleich zum 1.Umwelt-Survey des Bundesgesundheitsamts
aus den Jahren 1985 und 1986 [1] eine Verschiebung des VOC-Spektrums von den
klassischen Lösemitteln wie Alkanen, Aromaten und chlorierten Kohlenwasserstoffen hin
zu Terpenen und polareren Lösemitteln wie Glykolverbindungen, Alkoholen, Estern,
Ketonen und Aldehyden beobachten. Dies ist Folge der Substitution klassischer
Lösemittel v.a. in Farben, Lacken und Klebstoffen.
Danken möchten wir Herrn Dipl.-Ing. Helmut Scholz, Geschäftsführer der Gesellschaft
für Umweltchemie in München, für seine fachliche Unterstützung und die Übermittlung v
on unveröffentlichten Datensätzen und Meßergebnissen.
[1] | Krause, C.; Chutsch, M.; Henke, M.; Huber, M; Kliem, C; Leiske, M; Mailahn, W.; Schulz, C.; Schwarz, E.; Seifert, B.; Ullrich, D.: Umwelt-Survey Band IIIc Wohn- Innenraum: Raumluft; Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Bundesgesundheitsamts Eigenverlag; Berlin; 1991 |
[2] | Seifert, B.: Richtwerte für die Innenraumluft. Bundesgesundhbl 42, 270-278, 1999 |
[3] | Fahrmeir, L.; Künstler, R.; Pigeot, I.; Tutz, G.: Statistik - Der Weg zur Datenanalyse; Springer-Verlag; Berlin, Heidelberg, New York; 1997 |
[4] | Scholz, H.; Gesellschaft für Umweltchemie mbH: Mitteilung von H. Scholz an D. Marchl (B.A.U.CH.) zu den Ergebnissen von Untersuchungen der Innenraumluft im Zeitraum von 1995 bis 2000 durch die GfU; Juni 2000 |
[5] | Scholz, H.: Vorkommen ausgewählter VOC in Innenräumen und deren Bedeutung. In: Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF): Gebäudestandard 2000: Energie und Raumluftqualität - Ergebnisse des 4. Fachkongresses der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF) am 25. und 26. September 1998 in Nürnberg; 205-214; 1998 |
[6] | Hoffmann, K.; Schwabe, R.; Krause, C.; Schulz, C.; Seifert, B.; Ullrich, D.: Umwelt-Survey 1990/91 Band IV: Personengebundene Exposition gegenüber flüchtigen organischen Verbindungen in den alten Bundesländern; Institut für Wasser-, Boden- und Lufthygiene des Umweltbundesamts; Berlin; 1996 |
[7] | Berliner Institut für Analytik und Umweltforschung e.V. (BIFAU): Stichprobenmeßprogramm zur Luftqualität in Berlin (West) 1990 im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz; Eigenverlag; Berlin; 1991 |
[8] | Moriske, H.J.: Chemische Innenraumluftverunreinigungen; In: Moriske, H.J.; Turowski, E.(Hrsg.): Handbuch für Bioklima und Lufthygiene; ecomed-Verlag; Landsberg am Lech; 1998 |
[9] | Bundesministerium für Umwelt-, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU); Verband der chemischen Industrie e.V.(Hrsg.): Gemeinsamer Abschlußbericht zum Dialog des BMU und des VCI zu Umweltzielen am Beispiel VOC; Eigenverlag; 1997 |
[10] | Beratung und Analyse - Verein für Umweltchemie e.V. (B.A.U.CH.): Projektbericht "Ester und Ether mehrwertiger Alkohole in der Innenraumluft"; Eigenverlag; Berlin; 1999 |
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