Luftanalytik: Die Luftproben werden auf Florisil-Sammelröhrchen oder auf spezielle Polyurethanschaum-Kartuschen gezogen. Wir bieten beide Verfahren an, bevorzugen aber die Sammlung auf Florisil, da sowohl für die Aufreinigung der PU-Schäume als auch die Analyse selbst erheblich mehr Lösemittel verbraucht wird als bei der Florisilmethode. In der VDI 4300 Blatt 2 und der PCB-Richtlinie werden beide Verfahren als gleichwertig genannt. Analytik: Extraktion/Elution der Sammelmedien mit n-Hexan; bei Bedarf säulenchro-matographische Aufreinigung des Extraktes an zwei unterschiedlichen stationären Phasen (Benzolsulfonsäure und Silicagel), Analyse mit Kapillargaschromatographie und Elektroneneinfang-Detektor bzw. Massenspektrometer (DIN EN 12766 Blatt 1:2000-11 bzw. VDI 2464 Blatt 1:2009-09). Quantifizierung mittels internem Standard und Vergleichsgemisch. Die Analyse erfolgt auf die PCB-Kongeneren 28, 52, 101, 138, 152 und 180 sowie ergänzend auf PCB 118 (Nummerncode nach Ballschmiter). Nach einer Empfehlung des ehemaligen Bundesgesundheitsamtes errechnet sich die Gesamt-PCB-Konzentration aus der Summe der PCB-Kongeneren 28, 52, 101 und 138, multipliziert mit dem Faktor 6. In der PCB-Richtlinie wird empfohlen, den Gesamt-PCB-Gehalt aus der Summe der Einzelkonzentrationen dieser sechs "Indikator"-PCB-Kongenere multipliziert mit dem Faktor 5 näherungsweise zu errechnen (Berechnung nach LAGA - Länderarbeitsgemeinschaft Abfall). Im Prüfbericht werden die nach beiden Verfahren berechneten Gesamt-PCB-Gehalte angegeben. Bestimmungsgrenze bei 250 Litern Sammelvolumen je Kongener: 0,5 ng/m3.
Staubanalytik: Extraktion der Staubprobe im Ultraschallbad mit Aceton/Cyclohexan (1:1); Analyse mit Kapillargaschromatographie und Massenspektrometer nach VDI 2464 Blatt 1:2009-09 bzw. nach dem akkreditierten Hausverfahren ALAB 10:2004. Quantifizierung mittels internem Standard. Die Analyse erfolgt auf die PCB-Kongeneren 28, 52, 101, 138, 152 und 180 (Nummerncode nach Ballschmiter). Berechnung des Gesamt-PCB-Gehalts nach LAGA (s. Luftanalytik). Bestimmungsgrenze: ≤ 0,1 mg/kg je Kongener bei einer Einwaage von 250 mg.
Materialanalytik: Extraktion der Materialprobe mit n-Hexan am Soxhlet; bei Bedarf säulenchro-matographische Aufreinigung des Extraktes an zwei unterschiedlichen stationären Phasen (Benzolsulfonsäure und Silicagel) nach DIN EN 12766 Blatt 1:2000-11, Analyse mit Kapillargaschromatographie und Massenspektrometer (GC/MS) nach VDI 2464 Blatt 1:2009-09. Quantifizierung mittels internem Standard. Die Analyse erfolgt auf die PCB-Kongeneren 28, 52, 101, 138, 152 und 180 (Nummerncode nach Ballschmiter). Berechnung Gesamt-PCB-Gehalt nach LAGA (s. Luftanalytik). Bestimmungsgrenze: 0,1 - 0,5 mg/kg je Kongener bei einer Einwaage von 250 mg.
Bei den polychlorierten Biphenylen - kurz PCB - handelt es sich um eine Verbindungsklasse von 209 Einzelsubstanzen mit gleicher Grundstruktur (Kongenere). Merkmal aller PCB ist das gemeinsame Grundgerüst Biphenyl. An diesem Grundgerüst sind in verschiedenen Stellungen und unterschiedlicher Anzahl Wasserstoffatome durch Chloratome ersetzt. Technische Produkte enthalten 50 bis 70 solcher Kongenere, von denen etwa zehn die Hauptmenge bilden. Für die vielfältigen Anwendungen wurden PCB-Gemische mit unterschiedlich hohen Chloranteilen verwendet. Die technischen PCB enthalten herstellungsbedingt hochtoxische Verunreinigungen wie polychlorierte Dibenzofurane (PCDF) und polychlorierte Dioxine (PCDD). Bei der Bewertung von PCB-Raumluftkonzentrationen werden zunehmend die Belastungen mit dioxinähnlichen PCB sowie polychlorierten Dibenzofuranen (PCDF) und polychlorierten Dioxinen (PCDD) berücksichtigt. Hierbei gibt es offensichtlich einen Zusammenhang zwischen dem Chlorierungsgrad der verwendeten PCB-Gemische und der Raumluftbelastung mit dioxinähnlichen PCB sowie PCDF und PCDD, da der Gehalt dieser Verunreinigungen in höher chlorierten PCB-Gemischen zunimmt. Bei dem Einsatz höher chlorierter PCB-Gemische wird daher zur Bewertung der Sanierungsdringlichkeit zusätzlich zu den sechs Leit-PCB die Raumluftbelastung mit dem dioxinähnlichen PCB 118 berücksichtigt.
Da PCB in vielen Anwendungen und Produkten eingesetzt wurden, sind sie seit langem ubiquitär in den Umweltmedien Luft, Wasser und Boden verbreitet. Einen Beitrag dazu leisteten nicht nur die offenen Systeme; mit der Zeit werden auch viele Kondensatoren, Transformatoren, Wärmetauscher und Hy-drauliksysteme, die zu den "geschlossenen" Systemen gezählt werden, undicht. Die Unterscheidung zwischen "offenen" und "geschlossenen" Systemen ist daher obsolet; spätestens auf der Müllkippe wird aus dem geschlossenen Kondensator, eingebaut z. B. in einer Waschmaschine, durch Korrosion ein offenes System.
Seit 1978 wurde die Verwendung von PCB in offenen Systemen wie Lacken, Schmierölen, Druckfarben, Dichtungsmassen und Kunststoffen in Deutschland verboten. Die 1989 verabschiedete PCB-Verbotsverordnung sah ein Verwendungsverbot für alle Erzeugnisse, die Zubereitungen mit mehr als 50 mg/kg PCB enthalten, vor. Allerdings enthielt die Verordnung Ausnahmen und Übergangsfristen. Seit 2010 dürfen in Deutschland endgültig keine Geräte mehr betrieben werden, die mehr als einen Liter PCB-haltige Flüssigkeit enthalten.
In Innenräumen fielen PCB erstmals auf, als sich in einem Marburger Gymnasium 1988 Lampenschalen auffällig gelb verfärbten. Nachforschungen ergaben, dass aus undichten Leuchtstofflampen-Kon-densatoren PCB-haltiges Öl tropfte und zu hohen Belastungen des Staubes und der Luft geführt hatte. In der Folge wurden vor allem in öffentlichen Gebäuden überall in der Bundesrepublik PCB-haltige Kondensatoren aufgespürt und ausgetauscht. Bei der anschließenden Kontrolle der Raumluft auf PCB konnte entgegen den Erwartungen in einigen Fällen keine Entwarnung gegeben werden; nach wie vor waren PCB in hohen Konzentrationen in der Raumluft zu finden. In einer Gesamtschule in Köln wurde 1989 schließlich die Ursache gefunden. Dauerelastische Dichtungsfugen zwischen den Beton-Bauelementen des Gebäudes enthielten PCB in großen Mengen als Weichmacher. Die Kölner Gesamtschule ist kein Einzelfall: bis ca. 1975 wurden Dichtungsmassen mit einem PCB-Anteil von bis zu 30 % und mehr routinemäßig in Innen- und Außenfugen eingesetzt. Zwar wurden bisher hauptsächlich öffentliche Gebäude wie Schulen, Turnhallen, Kindergärten und (seltener) Verwaltungen untersucht, doch nicht nur sie sind betroffen. Alle Großplattenbauten, die vor 1975 erbaut wurden, müssen nach den bisherigen Erfahrungen als Verdachtsgebäude gelten. Das gilt auch für reine Wohngebäude, wie Untersuchungen in Berlin belegen. In mehreren Wohnungen der Berliner Gropiusstadt, einem weitgehend in Tafelbauweise erbauten Neubauviertel, wurden 1994 bei Stichprobenmessungen PCB-Konzentrationen gefunden, die deutlich über dem Vorsorgewert von 300 ng/m³ lagen. Eine weitere Quelle für höchste PCB-Belastungen der Raumluft wurde bei Messungen in einer Schule in Berlin-Tiergarten entdeckt: Heizungsrohre in einem Klassenraum, die offen mit einer PCB-haltigen Dichtmasse zur Wand hin verlegt worden waren. Bei weiteren Untersuchungen in Berlin wurde festgestellt, dass in einigen Fällen Kleber von Stäbchenparkett PCB-Gehalte im unteren Prozentbereich aufweisen. In einer anderen Veröffentlichung werden als PCB-Quelle alte Buntsteinputze genannt, denen PCB als Weichmacher zugesetzt wurde und die zum Beispiel in Treppenhäusern und Turnhallen wegen ihrer Strapazierfähigkeit eingesetzt wurden.
Primärquellen für PCB in Innenräumen: defekte Kondensatoren, Fugendichtungsmassen, Akustik-Deckenplatten, Brandschutzfarben, im Betonbau verwendetes Schalöl, Parkettkleber, Buntsteinputz.