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Schwarzstaub: Ruß, Dreck oder Spuk?

Seit einigen Jahren tritt vor allem in der kalten Jahreszeit in manchen Wohnungen ein Phänomen auf, das sich in einer spontan auftretenden Schwärzung von Wänden, Fensterrahmen, Fenstergläsern und anderen Oberflächen zeigt. Innerhalb von Tagen oder Wochen verschmutzen Tapeten, Fenster, Decken, Möbel, Teppiche, selbst die Innenwände von Kühlschränken so stark, dass in Einzelfällen schon die Feuerwehr geholt wurde, da Verdacht auf einen Schwelbrand vorlag. Durch Abwischen oder Abstauben werden die Staubablagerungen nur verschmiert, da die betroffenen Oberflächen meist mit einem leicht fettigen Film belegt sind. In den meisten der beobachteten Fälle gab es weder Brände noch sonstige außergewöhnliche Staub- oder Rußquellen in den betroffenen Wohnungen.

Manchmal sind aus zunächst unerfindlichen Gründen nur einzelne Wohnungen in großen, ähnlich ausgestatteten Wohnkomplexen betroffen. All das macht solche Schwarzstaubablagerungen zu einem besonders rätselhaften Phänomen, man findet in der Literatur daher auch die Bezeichnungen "Magic Dust", "Ghosting" oder "Black Soot Deposite" und "Fogging".

Nachdem man zunächst bei der Ursachenforschung im Dunklen tappte, sind mittlerweile eine Reihe von Ursachen und begünstigenden Faktoren für die Entstehung des Schwarzstaubphänomens bekannt:

  • Unzureichende Wärmedämmung. Bei niedrigen Außentemperaturen führen Wärmebrücken vor allem an Außenwänden zu raumseitig kalten Wandoberflächen. An diesen Oberflächen kondensieren vor allem Wasserdampf und schwerflüchtige organische Verbindungen wie z. B. Weichmacher oder Paraffine, es bildet sich ein hauchdünner klebriger Film. Kleinste Partikel aus aufgewirbeltem Staub, aber auch aus Zigarettenrauch oder Kerzenruß bewegen sich in einem Temperaturgefälle aus einem warmen Gebiet (erwärmte Raumluft) hin zu kälteren Zonen (kalte Wandoberfläche) und haften an diesem Film.
  • Foggingaktive Substanzen. Beim Neubau und bei der Wohnungsrenovierung werden seit einigen Jahren zunehmend Materialien und Produkte verwendet, die schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC) wie Weichmacher, hochsiedende Glykolverbindungen und Paraffine enthalten. Aus Wandfarben, Teppichböden und -klebern, Kunststofftapeten, PVC-Belägen und anderen Quellen können diese Substanzen mit der Zeit ausgasen und sich an Schwebstaubteilchen und kühlen Oberflächen niederschlagen. Kleinste Staubteilchen ballen sich zu größeren Partikeln zusammen und bleiben an den SVOC-belegten Oberflächen kleben.
  • Verstärkter Ruß- und Staubeintrag. In seltenen Fällen kommt eine erhöhte Belastung der Außenluft mit Ruß- oder Staubpartikeln als Ursache in Betracht, die in die Wohnung mit dem natürlichen Luftwechsel eingetragen werden. Die Abluft von Tiefgaragen oder benachbarte Feuerungsanlagen können derartige Belastungen hervorrufen. Häufiger sind es jedoch interne Quellen wie der Abrieb von  Kollektoren defekter Elektromotoren (z. B. von Staubsaugern), überhitzte Elektronikgeräte (verschmorte Leiterplatten), Zigarettenrauch und vor allem rußende offene Flammen, wie etwa Kerzen, Duftlampen und Petroleumleuchten.
  • Statische Aufladungen. Durch bisher wenig untersuchte elektrostatische Effekte können sich Staubpartikel und Oberflächen unterschiedlich aufladen. Dadurch entstehen Anziehungskräfte, die zu einer beschleunigten Ablagerung des Staubs führen. Dieser Vorgang lässt sich gut an den Bildröhren von Fernsehgeräten oder Computermonitoren beobachten. Die Oberflächen der Bildröhren verschmutzen aufgrund der elektrostatischen Aufladung häufig sehr schnell. Die geringe elektrische Leitfähigkeit der Kunststoffoberflächen von Möbeln, aber auch der Kunstharzbindemittel in Farben und Lacken begünstigen vermutlich elektrostatische Aufladungen, verstärkt durch den Einfluss niedriger Luftfeuchtigkeit.

Auffällig ist, dass Neubauten und frisch renovierte Wohnungen besonders häufig betroffen sind.
 

Was kann man tun?

Nach ersten erfolglosen Reinigungsversuchen, die meist nur zum Verschmieren der Schwarzstaubablagerungen führen, streichen viele Betroffene Wände, Decken, teilweise auch Fenster und Türen ihrer Wohnung neu. In den meisten Fällen allerdings ohne dauerhaften Erfolg: bereits in der nächsten Heizperiode verschmutzt die Wohnung erneut. Selbst das vollständige Entfernen der alten Anstriche vor dem Malern ist keine Garantie für einen Erfolg. Zu viele Faktoren können bei der Entstehung von Fogging eine Rolle spielen, als dass eine Standard-Vorgehensweise in allen Fällen Abhilfe schaffen könnte. Die Methode "Trial and Error" führt, wenn überhaupt, oft erst nach kostspieligen Fehlschlägen zum Erfolg. Die Kosten für fehlgeschlagene Sanierungsversuche in Fogging-Wohnungen sind oft sehr hoch. Irgendwann stellt sich daher die Frage, wer eigentlich das Ganze bezahlen muss. Handelt es sich um einen vom Hauseigner zu verantwortenden Baumangel? Oder liegt die Verantwortung bei den Bewohnern, die häufig Kerzen abbrennen und zu selten lüften?

Bei der Begutachtung von Fogging-Wohnungen steht die Wohnungsbegehung durch einen Sachverständigen mit einer Dokumentation des Schadensbildes und des Raumnutzungsverhaltens der Bewohner (Heiz- und Lüftungsverhalten, Abbrennen von Kerzen) im Vordergrund. Bereits das Schadensbild kann wichtige Informationen über die Hauptursache geben: wird z. B. die Unterkonstruktion der Gipskartonverkleidung der Dachgeschossschräge wie eine Schwarzweiß-Photographie auf der Tapete abgebildet? Ist die Verschmutzung im Bereich von Wärmebrücken besonders ausgeprägt? Weiterhin werden während der Begehung Wischproben der Verschmutzungen, Hausstaubproben und Materialproben von Wandfarben, Tapeten und Bodenbelägen entnommen. Für die Entnahme der Wischproben sollten nur speziell gereinigte und blindwertkontrollierte Tücher verwendet werden. Die Untersuchungsergebnisse weisen häufig den Weg zu den Quellen für diejenigen Substanzen, die maßgeblich an der Bildung des klebrigen Films auf den Oberflächen beteiligt sind.

Mit Hilfe der durch die Begehung gewonnenen Erkenntnisse und der Untersuchungsergebnisse können Sanierungsmaßnahmen gezielt geplant und durchgeführt werden. Bei Unsicherheiten können Wandfarben, Fußbodenkleber oder Fensterlacke mit unbekannter Zusammensetzung vor der Verwendung auf foggingaktive Substanzen überprüft werden.
 

Das "Fogging-Paket"

Die wichtigsten Analysen zur Untersuchung einer Fogging-Wohnung haben wir in unseren "Fogging-Paketen" zusammengefasst. Sie umfassen neben den im jeweiligen Paket enthaltenen Analysen die Zusendung von vorgereinigten, blindwertkontrollierten Wischtüchern und Probenahmeanleitungen.

Wischproben dürfen nur mit sorgfältig vorgereinigten und blindwertkontrollierten Tüchern entnommen werden, wobei die Tücher nicht mit bloßen Händen angefasst werden dürfen. Normale Papiertaschentücher oder Küchentücher sind ungeeignet, da sie von Haus aus oft mit den zu untersuchenden Substanzen verunreinigt sind. Wischproben werden am besten von glatten, anorganischen Oberflächen wie Glas, Fliesen oder Metall entnommen. Kunststoffoberflächen, gestrichene Wände, Holz und Textilien sind für die Entnahme von Wischproben ungeeignet. Die ausgewählte Oberfläche darf mindestens 14 Tage lang nicht mehr gereinigt worden sein und sollte deutliche Fogging-Spuren aufweisen.

Materialien, die große Oberflächen im Raum bedecken, werden ebenfalls beprobt. Wandfarben z. B. können große Mengen foggingaktiver Substanzen enthalten, ebenso Teppichböden und Kunststofftapeten. Anhand der Untersuchungsergebnisse können Kosten und Aufwand für Sanierungsmaßnahmen minimiert und die Erfolgschancen optimiert werden.